Notstrom zu Hause: Generator, Powerstation oder Balkonkraftwerk?


Kurzfazit

Für kurze Ausfälle zwischen einer und acht Stunden überzeugt meist eine kompakte Powerstation mit 500–1.000 Wh und reinem Sinus‑Wechselrichter (idealerweise mit LiFePO4‑Zellen). Sie ist leise, innen nutzbar und praktisch wartungsfrei. Halten Ausfälle länger an (mehrere Stunden bis wenige Tage), liefert ein Inverter‑Generator mit 1–2 kW die nötige Dauerleistung; sinnvoll ist die Kombination mit einer Powerstation als „Puffer“, um Lastspitzen zu glätten und nachts leise zu bleiben. Für mehrtägige Szenarien spielt eine notstromfähige PV‑Lösung (z. B. Balkon‑PV mit Speicher und Ersatzstromausgang) ihre Stärken aus: sie ist leise, hat geringe Betriebskosten und kann tagsüber nachladen. Grundsätzlich gilt: Niemals in das Hausnetz einspeisen ohne zugelassenen Umschalter (Netz/0/Not) nach VDE. Abgase – insbesondere Kohlenmonoxid (CO) – sowie Lärm und Brandschutz sind zentrale Sicherheitsthemen und werden weiter unten ausführlich erklärt.

Warum Notstrom überhaupt?

Ein regionaler Stromausfall ist in DACH selten, aber möglich. Entscheidend ist, kritische Verbraucher weiter betreiben zu können: Router/Handy (Kommunikation), Licht, Medizingeräte, Heizungspumpe, Kühlung, Kochen. Eine Checkliste zum Verhalten finden Sie im Artikel „Stromausfall: Der Leitfaden“ (/blog/stromausfall-der-leitfaden/). Dieser Beitrag hilft bei der Auswahl einer passenden technischen Lösung – abgestimmt auf Wohnung, Haus oder langfristige Autarkie.

Bedarf ermitteln: Leistung und Laufzeit

Starten Sie mit einer kurzen Bestandsaufnahme: Welche Geräte müssen wirklich weiterlaufen, und wie lange? Typische Basislasten sind Router (etwa 10 W), ein Laptop (60 W) und einige LED‑Lampen (10–30 W). Kühlgeräte benötigen im Mittel 60–120 W, haben aber deutlich höhere Anlaufspitzen. Entscheidend ist, was gleichzeitig betrieben werden soll – viele Haushalte liegen bei 200–400 W Dauerlast, wenn auf energieintensive Geräte wie Wasserkocher oder Heizlüfter verzichtet wird.

Neben der Dauerleistung ist die Spitzenlast wichtig. Motoren, Pumpen und Kompressoren ziehen beim Start kurzzeitig drei‑ bis sechsmal so viel Strom. Ein Inverter mit 1.000 W Nennleistung reicht für viele Haushaltsbasics, solange nicht mehrere Spitzen gleichzeitig auftreten. Rechnen Sie außerdem die Energiemenge durch: 300 W über zehn Stunden sind 3.000 Wh. Das entspricht grob einer 3 kWh‑Powerstation oder – beim Generator – einer passenden Tankfüllung.

Ein Steckdosen‑Energiezähler hilft, reale Verbräuche zu messen. Für Router oder andere Kleinverbraucher sind 12‑V‑Adapter häufig effizienter als der Umweg über 230 V und einen Wechselrichter.

Optionen im Vergleich

Inverter‑Generator (Benzin/LPG/Diesel)

Moderne Inverter‑Generatoren liefern stabile, saubere 230‑V‑Spannung – gut für Elektronik und Motoren. Ihr größter Vorteil ist die „endlose“ Laufzeit: Solange Kraftstoff vorhanden ist, können Sie durchgehend Leistung bereitstellen. Dem stehen Lärm, Abgase und Wartung gegenüber. In dicht besiedelten Gebieten und bei schlechter Aufstellmöglichkeit kann der Betrieb stören oder gefährlich werden. Für typische Haushaltsszenarien genügen 1–2 kW, um Kühlgeräte, Licht, Router und eine Heizungspumpe zu versorgen. Starkstromverbraucher wie Heizlüfter sind damit nicht sinnvoll.

Powerstation (LiFePO4)

Powerstations sind die wohnungstauglichste Lösung. LiFePO4‑Zellen bieten viele Ladezyklen, sind thermisch stabil und liefern über einen integrierten Wechselrichter eine saubere Sinusspannung. Die Geräte sind nahezu wartungsfrei und sofort einsatzbereit. Die Grenzen liegen bei Leistung und Kapazität: Für eine Nacht mit Kühlschrank, Router und Beleuchtung ist meist eine Kapazität von 1–2 kWh sinnvoll. In Kombination mit einem Solarmodul kann tagsüber nachgeladen werden – lautlos und emissionsfrei.

USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung)

USVs sind darauf ausgelegt, Lücken von Millisekunden bis Minuten zu überbrücken und Geräte sauber herunterzufahren. Für die allgemeine Haushaltsversorgung taugen sie wegen der geringen Kapazität selten, als Ergänzung sind sie jedoch wertvoll: Eine kleine USV hält Router und Glasfaser‑ONT am Leben, während Sie eine Powerstation einschalten oder einen Generator starten.

PV/Balkonkraftwerk mit Speicher (Notstrom/Inselfähigkeit)

Eine notstromfähige PV‑Lösung punktet bei langen Lagen. Sie arbeitet lautlos, erneuerbar und kann tagsüber nachladen. Wichtig ist die Systemauswahl: Nicht jeder Mikrowechselrichter bietet Not‑ oder Ersatzstrom. Prüfen Sie daher, ob ein separater Notstromausgang vorhanden ist oder ein Insel‑/Hybridwechselrichter mit Umschaltung eingesetzt wird. Die Planung ist komplexer und teurer, dafür sinken die laufenden Kosten deutlich.

Sicher anschließen – aber richtig

Die einfachste und sicherste Methode ist, einzelne Geräte über Verlängerungskabel direkt zu versorgen. Achten Sie auf ausreichenden Leiterquerschnitt (mindestens 1,5 mm², besser 2,5 mm² bei längeren Strecken und höheren Lasten) und intakte Steckdosenleisten. Wer definierte Stromkreise des Hauses versorgen will, braucht einen geprüften Umschalter (Netz/0/Not) mit Einspeisesteckdose – die Installation gehört in die Hände eines Elektrofachbetriebs. Improvisierte „Männerstecker“ sind lebensgefährlich und verboten. Zusätzlich sind Erdung, FI/RCD‑Schutz und eine saubere Kabelführung Pflicht.

Abgase und Kohlenmonoxid (CO) verständlich erklärt

Kohlenmonoxid ist ein farb‑ und geruchloses Gas, das bei unvollständiger Verbrennung entsteht – also immer dort, wo Benzin, Diesel, Gas oder Holz nicht perfekt verbrennen. CO verdrängt Sauerstoff im Blut: Es bindet viel stärker an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin als Sauerstoff. Schon geringe Konzentrationen führen zu Kopfschmerzen und Schwindel, höhere zu Bewusstlosigkeit und Tod. Das Tückische: Man bemerkt CO nicht. Garagen, Kellerräume, Innenhöfe mit wenig Luftaustausch oder geöffnete Fenster in Windrichtung können CO ansaugen. Auch ein Generator vor dem Kellerfenster ist gefährlich – Abgase können hineinziehen.

Darum gilt: Generatoren ausschließlich im Freien betreiben, mit großem Abstand zu Fenstern, Türen, Lichtschächten und Luftansaugungen. Nie in Garagen, Carports, Kellern oder Hausfluren laufen lassen – auch nicht „nur kurz“ bei geöffnetem Tor. Ein CO‑Warnmelder in Haus und Nähe der potenziellen Eintrittsstellen erhöht die Sicherheit deutlich. Zusätzlich auf heißen Auspuff, Brandlasten und festen Stand achten.

Rechtliches in DACH (Kurzüberblick, keine Rechtsberatung)

In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist eine Festeinspeisung in das Hausnetz nur mit geprüften Umschalteinrichtungen zulässig. Je nach System – insbesondere bei PV und Hybridwechselrichtern – können Melde‑ oder Genehmigungspflichten bestehen. Für Balkon‑PV gelten vereinfachte Regeln; ob eine Notstromfunktion vorhanden ist, muss gesondert geprüft werden. Unabhängig davon sind Brandschutz, ausreichende Belüftung sowie die Einhaltung der Schutzklassen und die Verwendung intakter Originalkomponenten entscheidend.

Kosten und Wartung (TCO)

Ein 1–2‑kW‑Inverter‑Generator kostet typischerweise 500–1.200 Euro. Der Verbrauch liegt – je nach Last – bei etwa 0,3 bis 0,8 Litern pro Stunde. Dafür sind regelmäßige Probeläufe sowie Öl‑, Kerzen‑ und Filterwechsel nötig. Eine 1‑kWh‑Powerstation bewegt sich je nach Marke zwischen 600 und 1.200 Euro und ist praktisch wartungsfrei; durch Erweiterungsakkus lässt sich die Laufzeit erhöhen. Eine notstromfähige Balkon‑PV mit Speicher startet ungefähr bei 800–3.000 Euro, komplexere Hausspeicher liegen deutlich darüber. Prüfen Sie hier besonders sorgfältig die Not‑ bzw. Ersatzstromfähigkeit.

Empfohlene Setups

Wohnung (leise, sicher)

Für Wohnungen empfiehlt sich eine 1‑kWh‑Powerstation als Herzstück. Sie hält Router, Licht und Laptop zuverlässig am Laufen und ist im Innenraum sicher zu betreiben. Mit einem 100–200‑W‑Faltpanel können Sie tagsüber nachladen; eine kleine USV sorgt dafür, dass Internet und Telefonie ohne Unterbrechung weiterlaufen, bis die Powerstation übernimmt.

Einfamilienhaus (flexibel)

Im Einfamilienhaus schafft ein Inverter‑Generator mit 1–2 kW hohe Flexibilität: Er versorgt Kühlung, Heizungspumpe und Licht über viele Stunden. Eine 10–20‑Meter‑Verlängerung mit 2,5‑mm²‑Querschnitt, ein CO‑Warner sowie ein Vorrat an stabilisiertem Kraftstoff gehören dazu. Wer definierte Stromkreise speisen will, lässt einen Umschalter vom Fachbetrieb installieren. Eine Powerstation als Puffer reduziert Laufzeit und Lärm in der Nacht.

Langfristig (autark)

Für eine dauerhaft hohe Resilienz ist ein notstromfähiges PV‑System mit Speicher ideal. Insel‑ oder Hybridwechselrichter mit Ersatzstromausgang halten definierte Stromkreise in Betrieb. Ein bewusstes Lastmanagement ist hier besonders wichtig: energieintensive Tätigkeiten auf den Tag verlagern, nachts sparsam sein und die Kühlung priorisieren.

Praktische Tipps

Vermeiden Sie stromhungrige Verbraucher wie Heizlüfter und Wasserkocher – kochen Sie im Notfall mit Gas‑ oder Spirituskochern. Halten Sie Kühl‑ und Gefriergeräte so viel wie möglich geschlossen; eine gut gefüllte Gefriertruhe übersteht oft 24 bis 48 Stunden ohne nennenswerten Temperaturanstieg. Laden Sie Kommunikationsgeräte über 12‑V‑Adapter oder USB‑C‑PD. Quartalsweise Probeläufe decken Schwachstellen auf. Für Generatoren lohnen sich kleine Ersatzteilpakete (Motoröl, Zündkerze, Luftfilter, Sicherungen), damit Ausfälle nicht an Kleinteilen scheitern.

Häufige Fragen (FAQ)

Wie viel Leistung brauche ich wirklich?

Für eine Basisversorgung genügen häufig 200–400 W Dauerlast. Entscheidend sind die Anlaufströme: Kühlgeräte und Pumpen brauchen beim Start kurzzeitig drei‑ bis sechsmal mehr. Dadurch ergibt sich oft eine sinnvolle Wechselrichter‑ oder Generatorgröße von 1.000 bis 2.000 W. Typenschilder geben Anhaltspunkte; belastbar wird es erst mit Messwerten aus dem eigenen Haushalt.

Kann ich mein Balkonkraftwerk für Notstrom nutzen?

Nur Systeme mit expliziter Not‑/Ersatzstromfunktion eignen sich dafür. Klassische Mikrowechselrichter schalten bei Netzausfall ab und liefern dann keine Leistung mehr. Prüfen Sie, ob ein separater Notstromausgang vorhanden ist und wie die Umschaltung erfolgt.

Ist eine Powerstation sicher in der Wohnung?

Ja, insbesondere LiFePO4‑Powerstations sind für den Innenraum gut geeignet. Achten Sie auf ausreichende Belüftung, nutzen Sie die Original‑Ladegeräte und vermeiden Sie Überlasten durch zu dünne Verlängerungen.

Einkauf – worauf es ankommt

Leiten Sie die Auswahl aus Ihrem Bedarf ab: Welche Dauer‑ und Spitzenlasten fallen an, welche Laufzeit ist realistisch? Wählen Sie dann die passende Lösung (Generator, Powerstation, PV mit Speicher). Sinnvolles Zubehör sind ausreichend dimensionierte Verlängerungen, Mehrfachsteckdosen mit Überspannungsschutz, ein CO‑Warnmelder, Verbrauchsmaterialien (Kraftstoff, Motoröl) sowie Adapter für 12 V und USB‑C‑PD. Bei PV‑Nachladung achten Sie auf kompatible Ladegeräte, Regler und sichere Verkabelung.

Fazit

Es gibt keine Einheitslösung – entscheidend sind Bedarf, Wohnsituation und Budget. Für Wohnungen überzeugen Powerstations durch Sicherheit und Komfort. Häuser profitieren bei längeren Ausfällen von Inverter‑Generatoren oder notstromfähiger PV. Mit klarem Lastprofil, sauberer Installation und regelmäßigen Probeläufen bleiben Sie im Ernstfall handlungsfähig.

Weiterführend

  • Leitfaden: „Stromausfall: Der Leitfaden“ (/blog/stromausfall-der-leitfaden/)
  • Überblick: „Resilienz in Krisenzeiten“ (/blog/resilienz-in-krisenzeiten/)

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